Holzminden (r). Um insgesamt 130.000 Quadratmeter, verteilt auf ca. 25 Objekte kümmern sich die Reinigungskräfte des Landkreises täglich. Trotz hoher Arbeitsbelastung ist die Zufriedenheit bei den Reinigungskräften groß. Und auch von den Nutzern sind keinerlei Klagen zu hören. Politische Überlegungen, die Reinigungskosten zu senken, hat es in der Vergangenheit durchaus gegeben. Doch Qualität und Kosten des Reinigungskonzeptes haben letztlich immer wieder überzeugt. Das Preis-Leistungsverhältnis passt.
100 Reinigungskräfte beschäftigt der Landkreis im Moment. Während in der Branche üblicherweise nur Minijobber beschäftigt sind, arbeiten die meist weiblichen Kräfte nahezu ausschließlich sozialversicherungspflichtig in Teilzeit. „Das ist ein wichtiger Aspekt“, betont Ingrid Tietzel, Bereichsleiterin für die Reinigung im Dezernat „Zentrale Dienste“, „denn viele können aus familiären Gründen nicht in Vollzeitarbeit tätig sein, wollen aber trotzdem auch etwas für ihre Rente tun.“ Und der Bedarf ist da, denn der Immobilienbestand des Landkreises ist groß. Er umfasst neben dem Verwaltungsgebäude in der Holzmindener Bürgermeister-Schrader Straße unter anderem auch Außenstellen wie etwa das Straßenverkehrsamt, verschiedene Betriebsgebäude der Abfallwirtschaft oder die Feuerwehrtechnische Zentrale. Und nicht zu vergessen: Auch alle weiterführenden Schulen gehören dazu. Für den Bereich Reinigung ist das flächenmäßig eine anspruchsvolle Aufgabe, weil dezentrale Lösungen für Flächen mit unterschiedlichen Anforderungen gefunden werden müssen. Denn Turnhallenreinigungen oder Rettungsdienstleitstelle sind zeitlich und reinigungstechnisch anders zu organisieren als eine Schule oder die Verwaltung.
Schon vor 30 Jahren wurden deshalb für alle Objekte Reinigungspläne eingeführt. Die entscheidende Veränderung dabei: Die Reinigung sollte künftig in Intervallen durchgeführt werden. Grob gesagt bedeutet das, in allen normalen Räumlichkeiten, wie Büros oder Klassenräumen, nur noch jeden zweiten Tag zu reinigen, dafür dann aber eben intensiver.
Ein Schritt, der auf unterschiedlichen Ebenen erst einmal ein Umdenken erforderlich machte. Auf der einen Seite hatten die Reinigungskräfte anfangs Angst, ihr tägliches Arbeitspensum nicht mehr bewältigen zu können. Und auf der anderen Seite gab es speziell vonseiten der Schulleitungen Bedenken, dass ihre Gebäude dann verdrecken würden. Die Bedenken beider Seiten erwiesen sich als unbegründet. Während die Reinigungskräfte mithilfe eines entsprechend abgestimmten Reinigungsplanes schnell gut zurechtkamen, wirkten gerade auch die Schulen in der Folge wesentlich sauberer. Nach gut zwei Jahren hatten sich alle Beteiligten an das neue Verfahren gewöhnt und die Zufriedenheit war groß.
Ein zusätzlicher entscheidender Vorteil der reduzierten Reinigung war jedoch, dass so Geld eingespart werden konnte. Die Eigenreinigung war damit kostenmäßig zu Fremdfirmen nicht nur vergleichbar, sondern auch wettbewerbsfähig. Anders als Landkreise, die ihre zu reinigenden Objekte schon fremd vergeben hatten, verblieb die Reinigung im Landkreis Holzminden in Eigenverantwortung. Mit niedrigeren Personalkosten bei guten, gleichbleibenden Reinigungsstandards.
Zur Jahrtausendwende lief überdies ein neues Arbeitszeitmodell an, dass zentral ein Jahresarbeitszeitkonto für alle Beschäftigten vorsah. Die Konsequenz der bis Ende 2004 vollständig eingeführten Modells: Nicht nur weitere Kosten konnten eingespart, auch der Einsatz von Reinigungskräften konnte noch flexibler gestaltet werden. Außerplanmäßige Ereignisse wie etwa Baumaßnahmen, Bauzwischenreinigungen oder außerschulische Nutzungsveranstaltungen können deshalb bis heute ohne zusätzliche Mehrkosten vom Reinigungsbereich erledigt werden.
Ingrid Tietzel, die all diese Prozesse über Jahre hinweg mit begleitet hat, betont, dass alle Maßnahmen zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit nicht zulasten der Qualität gegangen seien. „Unsere Reinigungskräfte beim Landkreis Holzminden werden seit vielen Jahren ständig geschult“, sagt sie, „und das meint nicht nur die Reinigungschemie und die Reinigungsabläufe, sondern auch die Kommunikation.“ Es gehöre eine gute Portion Fachwissen und Erfahrung dazu, um gut zu reinigen. Das Resultat sei dennoch schwer messbar, so Tietzel, weil jeder ein anderes Sauberkeitsempfinden habe. Wahrnehmbar jedoch sei für alle die hohe Servicebereitschaft der Kräfte. Denn die hätten gelernt, wie man signalisiere, Wünsche zu einem passenderen Zeitpunkt zu erfüllen, wenn der aktuelle Zeit- und Ablaufplan das nicht zulasse. „Denn wir sprechen nicht nur von Dienstleistung“, stellt Tietzel fest, „wir leben sie!“
Foto: Landkreis Holzminden/Peter Drews