Holzminden (r). Die Situation scheint völlig zerfahren, zu unversöhnlich stehen sich beide Seiten gegenüber. Doch jetzt machte die Holzmindener Feldwegeinteressentschaft einen ersten Schritt und bat den Tierschutzverein Holzminden-Höxter um ein klärendes Gespräch. In der Streitfrage, ob sich das Tierheim am Allernbusch ansiedeln darf und dafür das notwendige Wegerecht von der Interessentschaft eingeräumt bekommt, haben beide Seiten im Kreishaus zusammengefunden. Interessentschaftsvorstand Friedrich Schütte hatte Landrat Michael Schünemann um Moderation gebeten und der übernahm die Aufgabe gern. Eine schnelle Lösung, so die Quintessenz des Treffens, gibt es erst einmal nicht. Aber mit etlichen Missverständnissen wurde zumindest erst einmal aufgeräumt.
Landrat Micheal Schünemann stellte zu Anfang des Treffens erst einmal klar, dass er die Rolle des Vermittlers sehr gern übernehme, weil ihm eine Lösung des Konfliktes wie allen natürlich sehr am Herzen liege. „Es ist aber völlig falsch, anzunehmen, dass dem Landkreis in dem Konflikt in irgendeiner Form eine wie immer auch geartete Verantwortung zukommt“, machte Schünemann deutlich, „wir sind weder genehmigende Behörde noch haben wir eine spezielle Aufsichtspflicht.“ Wenn er bei der Bereinigung des Konfliktes helfen könne, werde er das jedoch selbstverständlich tun.
Beide Seiten brachten eine große Bereitschaft mit, einander zuzuhören und die gegenseitigen Auffassungen, Wünsche und Nöte zu respektieren. Zwar standen anfangs noch einige rechtliche Stellungnahmen im Mittelpunkt, durch die sowohl Interessentschafts- als auch Tierheimvertreter ihre juristisch wasserdichte Position feststellen wollten. Dann jedoch konzentrierte sich das Gespräch stärker auf die gegenseitigen Motivationen und wurde dadurch deutlich konstruktiver. Es sei wenig hilfreich, sich auf Rechtspositionen zu versteifen, hatte der Landrat zuvor deutlich gemacht, denn dann brauche man nicht mehr miteinander zur reden, sondern könne gleich die Gerichte einschalten.
Friedrich Schütte, der als Vorstand der Feldwegeinteressentschaft und der Jagdgenossenschaft nicht nur seine Mitvorstände Sven Kumlehn und Jürgen Berger mitgebracht hatte, sondern als rechtsberatendes Mitglied auch Christian Kauffmann, erläuterte zunächst die historische Entwicklung der Immobilie und räumte auch mit einigen Gerüchten auf. Er habe nie ein Interesse daran gehabt, den zuletzt im Eigentum von Heinrich Celten befindlichen Hof am Allernbusch selbst zu kaufen, wie ihm immer wieder unterstellt werde. Für den Nichtlandwirt Celten sei der Hof seinerzeit nur aus- und umzubauen gewesen, weil er Weihnachtsbäume zum späteren Verkauf angepflanzt habe.
Es gehe Interessentschaft und Jagdgenossenschaft bei ihrem Widerstand nur darum, eine Beeinträchtigung der Umwelt in der Feldmark zu vermeiden. Diese sehe man bei einer Ansiedlung des Tierheims gegeben. „Es werden heimische Tiere gestört“, unterstrich Schütte, „durch die freilaufenden Katzen, das massive Hundegebell und den starken Besucherverkehr.“ Deshalb habe der Vorstand nach einstimmigem Beschluss der Interessentschaft Widerspruch gegen die Bauvoranfrage eingelegt und das Wegerecht verweigert. Weder der Vorstand noch die Landwirte jedoch hätten etwas gegen Tierschutz. „Wir sind keine Tierhasser“, machte Schütte deutlich. Deshalb gehe es nicht an, dass Landwirte im Allgemeinen und die Holzmindener Landwirte im Besonderen für ihre Haltung öffentlich so angefeindet würden und sogar deren Schul- und Kindergartenkinder darauf angesprochen würden.
Tierheimvorstand Jens Müller, der auch mit mehreren Vorstandmitgliedern und Mitarbeitern gekommen war, entgegnete, dass auch den Tierschützern nicht an einer Auseinandersetzung gelegen sei. „Wir haben aber keine Hetztiraden veranstaltet, das waren die Bürger“, wandte Müller ein. Und die stellvertretende Vorsitzende Linda Laskowski ergänzte: „Davon distanzieren wir uns ausdrücklich!“ Man sei der Auffassung, am Allernbusch niemanden zu stören, machten die Tierheim-Vorstände deutlich. Die Versorgung von Katzen außerhalb des Heims sei abgestellt, deshalb gebe es am jetzigen Standort Ziegeleiweg auch schon keine freilaufenden Katzen mehr. Die Anzahl der Hunde beschränke sich in der Regel auf vier, dementsprechend sei auch nicht mit übergroßem Lärm zu rechnen. Insgesamt befänden sich in der Obhut des Heims neben den Hunden noch etwa 40 Katzen und ein paar Kleintiere, die Bestände seien also überschaubar. Und der Verkehr zum Heim beschränke sich am Tag durchschnittlich auf etwa zehn Fahrzeuge, für die der Verein bereit sei, eine eigene Zufahrt von der Kreisstraße 57 zu errichten und dann auf dem eigenen Gelände parken zu lassen.
Zu einer Einigung führten die gegenseitigen Argumente nicht, wohl aber zu der Bereitschaft, sich wieder zu treffen und weiter miteinander zur reden. Beide Seiten versprachen, die Standpunkte intern weiter zu diskutieren.
Foto: Drews