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Montag, 25. November 2024 Mediadaten
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(v.l.n.r.) : Ulrich Wu00f6hler hat seit 2006 das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Holzminden/ Bodenwerder inne. Roland Herrmann ist seit 2016 Pfarrer in St. Josef, Holzminden.

Holzminden (r). Else-Marie Böttcher (St. Josef)  und Astrid Panitz (Luthergemeinde) im Gespräch mit Superintendent Ulrich Wöhler und Pfarrer Roland Herrmann zum Reformationsjubiläum 2017.

Zu den Personen: Ulrich Wöhler hat seit 2006 das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Holzminden/ Bodenwerder inne. Roland Herrmann ist seit 2016 Pfarrer in St. Josef, Holzminden.

Immer wieder war in den letzten Monaten zu lesen, dass das diesjährige Reformationsjubiläum auf eine ganz neuartige Weise gefeiert wurde. Was war denn so anders als bei früheren Reformationsjubiläen?

Herrmann : Es handelt sich um das erste Reformationsfest, das ökumenisch vorbereitet und gestaltet worden ist. Nicht das Trennende wurde in erster Linie gesehen, sondern  das Verbindende gesucht.  Dabei wurde aber die Unterschiedlichkeit in der Entwicklung der Konfessionen  weder in positiver noch in schmerzlicher Hinsicht verschwiegen.

Wöhler: In mehrfacher Hinsicht stellt das Reformationsjubiläum 2017 etwas Neues dar. Es war weltweit ausgerichtet, während es in früheren Zeiten häufig von deutsch-nationaler Gesinnung geprägt war. Und: in ökumenischem Geist wurde es erstmals als Christusfest begangen. Im Einzelnen traten weitere neue Aspekte hinzu. So sehen wir heute die Reformation auch als Beginn eines politischen Umbruchs und gesellschaftlichen Reformprozesses. Bildung und religiöse Mündigkeit des Einzelnen entstanden als Werte von allgemeiner Geltung. Wir sind uns dabei bewusst, dass nicht allein Luther, dessen Schattenseiten auch von uns deutlicher wahrgenommen werden als früher, die Reformation ausmacht.    

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Heinrich Bedford–Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, haben in einem Brief zum Reformationstag von einer neuen „Dynamik der Annäherung“ von Katholiken und Protestanten gesprochen. Wo nähern wir uns einander an, was trennt uns andererseits noch?

Herrmann: Ich glaube, was wir in den letzten Jahrzehnten gelebt und gefeiert haben, war schon stark von ökumenischem Geist geprägt. Es wurden aber jetzt auch auf der höchsten Ebene bisherige Positionen im Hinblick auf das Verhältnis der Konfessionen neu überdacht und insbesondere der versöhnende Gedanke reflektiert, um so das Miteinander zu festigen.

Wöhler: Festzustellen ist aber, dass es in der Ökumene noch keinen echten Durchbruch gegeben hat. Auf der einen Seite ist die Bereitschaft vorhanden, auf kirchenleitender Ebene zusammen zu kommen. Besonders in der freundschaftlichen Beziehung der beiden höchsten Repräsentanten auf evangelischer und katholischer Seite, Bedford-Strohm und Marx, wird das sichtbar. Doch andererseits  bleiben erhebliche Probleme: Die Anerkennung der evangelischen Konfession als Kirche ist von katholischer Seite nicht gegeben, und das unterschiedliche Amtsverständnis verhindert die Sakramentsgemeinschaft. Darüber hinaus müssen wir feststellen, dass dort, wo Katholiken die Bevölkerungsmehrheit bilden, die evangelischen Christen nicht wirklich als Partner wahrgenommen werden.  Das alles ist enttäuschend, auch wenn wir vor Ort gut miteinander auskommen. 

In beiden Kirchen wird häufig das Motto von der „Versöhnten Verschiedenheit“ gebraucht, um in positiver Weise den Fortschritt in der Ökumene zu kennzeichnen. Besteht nicht aber die Gefahr, dass dies zu einer bloßen Formel wird, die uns daran hindert, an der Verschiedenheit selbst zu arbeiten?  

W.: Eine Einheitskirche, sei sie nun evangelisch oder katholisch geprägt, wird es nicht geben. Man muss nur in die Vergangenheit schauen, um sich klarzumachen, dass es diese Einheitskirche auch früher nicht gegeben hat. Was sich schon seit frühchristlicher Zeit und im Mittelalter an Individualisierung christlicher Gemeinschaften, an Differenzierungen, an unterschiedlicher Traditionsbildung entwickelt hat, kann man nicht rückgängig machen. Die entscheidende Frage wird sein, wie sich das Verhältnis der Konfessionen untereinander entwickelt. Worauf es ankommt, ist die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung, überholte Dispute soll man nicht wieder und wieder aufrollen. Viel wichtiger ist der Wille, gemeinsam in der Gesellschaft als eine Kirche zu wirken.  

Herrmann: Ich persönlich habe das Wort von der Versöhnten Verschiedenheit nicht oft verwendet, ich spreche lieber von der Einheit in der Vielfalt. Ich habe oft erlebt, dass dieser Gedanke in den ökumenischen Gesprächen viel  Wertschätzung erfährt, als Basis, um auch große Glaubensgesten der Gemeinschaft umsetzen zu können.

Richten wir den Blick nun auch einmal auf die Situation vor Ort: Wie weit können wir auch in Holzminden eine „Dynamik der Annäherung“ erkennen?

Herrmann: Ich habe ja bis jetzt erst zwei Jahre im Blick. Ein neuer Akzent, der aus der Annäherung hier bei uns entstanden ist, ist der Kanzeltausch, der zum ersten Mal in diesem Jahr praktiziert worden ist und der auch im nächsten Jahr um Aschermittwoch wieder stattfinden wird.

Wöhler: Die hier in Holzminden geübte ökumenische Praxis ist von Vertrauen und einem hohen Maß an Selbstverständlichkeit geprägt. Es existiert eine anhaltend freundschaftliche Nachbarschaft und ein bewährtes gemeinsames ökumenisches Programm. Man kann deshalb von einer Dynamik der erreichten Nähe sprechen, denn über die Phase der Annäherung sind wir bereits hinaus. Dass daraus noch mehr werden könnte, kann ich momentan jedoch nicht erkennen. Es gibt Vieles, was man zusammen gestalten möchte, aber oft sind die personellen Ressourcen nicht gegeben, die nötig wären, um beispielsweise einen Gottesdienst von Grund auf gemeinsam zu planen und durchzuführen. Man kann ja nicht wirklich von einem ökumenischen Projekt sprechen, wenn zum Beispiel ein katholisches Mitglied von St. Josef die Lesung übernimmt, alles andere aber von evangelischer Seite gestaltet wird. Und dann sind da noch die Kirchenleitungen, die uns in unseren Bemühungen um mehr Gemeinschaft teilweise ausbremsen. Das gilt insbesondere für die katholische Leitung.

Herrmann: Wir sollten uns nicht auf die gemeinsame Eucharistiefeier fokussieren, auch wir Katholiken haben seit der Reformation, vor allem seit dem II. Vatikanischen Konzil, das Wort Gottes stärker schätzen gelernt. Von daher sollten wir das Gemeinsame pflegen und im ökumenischen Miteinander mehr auf gemeinsame Wortgottesfeiern setzen, es ist nicht zwingend, die gemeinsame Eucharistie als unverzichtbar zu betrachten. Damit betont man nur das Trennende. Wenn  wir einen ökumenischen Gottesdienst feiern, wie es im nächsten Jahr am Sonntag nach Aschermittwoch geplant ist, dann würde ich den eucharistischen Teil durch einen anderen Akzent ersetzen.

Gab es 2017 ein bestimmtes Ereignis, bei dem Ihnen besonders klar geworden ist, dass wir inzwischen auch in unserer Region mit der Ökumene sehr viel weitergekommen sind?

Wöhler: Ja, das war die Selbstverständlichkeit, mit der die Luthergemeinde am 12. März, dem Sonntag des Kanzeltauschs, in die Josefskirche gekommen ist, wie schon zuvor die Mitglieder der Josefsgemeinde am 1. März zu uns gekommen waren. Dennoch: Schmerzlich ist, dass es bei der Eucharistiefeier in St. Josef keine offizielle Möglichkeit der Teilnahme für die Angehörigen der evangelischen Christen gab.

Herrmann: Auch ich habe die gegenseitigen Gottesdienstbesuche als besonders positiv erlebt. Und was den letzten von Ihnen angesprochenen Punkt angeht, Herr Wöhler, so können wir in St. Josef so verfahren, wie ich zuvor schon vorgeschlagen habe.

Manche Christen fürchten, bei einer weiteren Annäherung liebgewordene Traditionen und damit ihre jeweilige katholische oder evangelische Identität zu verlieren. Können Sie diese Ängste verstehen?

Wöhler: Ja, schon, aber die „Einheit in Vielfalt“ will doch gerade verhindern, dass die unterschiedlichen Traditionen in Frage gestellt werden. Es ist ja auch so, dass es jeweils innerhalb der katholischen und evangelischen Kirche keinen „Traditions-Einheitsbrei“ gibt. Unterschiedlichkeit, auch in der jeweils eigenen Konfession, muss ausgehalten werden.

Herrmann: Die konfessionsverbindend gemeinte Aussage, dass wir doch alle Christen sind und nur einen Gott haben, hat ihre Berechtigung. Aber wir schätzen auch unsere eigenen Traditionen, wir sind in ihnen verwurzelt, das ist wichtig. Wir sollten aber von den anderen Christen auch lernen und übernehmen, was uns bereichert.

Bitte vervollständigen Sie jeder den folgenden Satz: „In 30 Jahren werden katholische und evangelische Christen in Holzminden…“.

Wöhler: …als Kirche erkennbar sein, die in der Stadt eine Stimme haben wird, die gehört wird. Jede Kirche wird auf ihre Weise fröhlich ihr Christsein leben. Katholische und evangelische Christen werden sich gemeinsam am Tisch des Herrn versammeln, das Sakrament miteinander feiern und sich für den Dienst an und in der Welt stärken.

Herrmann: …wichtige Glaubenszeugen der Frohen Botschaft Gottes sein.

Herr Wöhler, Herr Herrmann, wir teilen die Zuversicht, die Sie in Ihrem Statement am Schluss zum Ausdruck bringen. Wir hoffen und wünschen Ihnen, dass es Ihnen gelingt, weiterhin erfolgreich für die Ökumene in Holzminden zu wirken, und danken Ihnen für das Gespräch.     

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