Neuhaus (red).„Schau her, da vorne sind Hirsche“, sagt ein Spaziergänger am Zaun und deutet mit dem Finger auf die anmutigen Tiere mit den großen Geweihen. Axel Winter lacht, kann die Verwechslung aber durchaus nachvollziehen. Schließlich sind seine Neuankömmlinge nicht nur einmalig in Silberborn, sondern auch in ganz Deutschland eine Seltenheit. Weniger als 150 Rentiere sind bundesweit zu finden, zehn von ihnen gibt der 37-Jährige hier ein neues Zuhause – und Touristen damit einen Grund mehr der Solling-Vogler-Region im Weserbergland (SVR) einen Besuch abzustatten.
Mit dem Umzug der Rentiere von Springe nach Silberborn ist Axel Winter seinem Traum einen großen Schritt nähergekommen: Hier, zwischen Jugendherberge und TreeRock Abenteuerpark, ist eine Wildnisfarm entstanden, die außergewöhnliche Erlebnisse in der Natur möglich macht und den Norden so direkt vor die Haustür bringt. „Es ist Skandinavien für kurze Zeit“, beschreibt Winter das Konzept, das mindestens in Niedersachsen einmalig ist: An einem Standort kommen Huskys und Rentiere zusammen und nehmen Besucher mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise. „Wir freuen uns, dass in der Solling-Vogler-Region so ein besonderes Angebot entstanden ist und sind gespannt, was die Wildnisfarm für die Zukunft bereithält“, betont SVR-Geschäftsführerin Irina Hartig.
Vor zehn Jahren ist der Trekkingguide und Erlebnisführer in Alaska auf den Hund gekommen, hat dort auf einer Huskyfarm 54 Tiere für Schlittentouren antrainiert. Seine Leidenschaft für Rentiere entdeckte er in Schweden und Norwegen. „Ich will auch anderen Menschen ermöglichen, solche besonderen Erfahrungen mit diesen Tieren zu machen“, betont er. Bereits seit 2017 bietet Winter Touren mit Huskys an. Dazu zählen Wanderungen (Dogtrekking) sowie Fahrten mit dem Tretroller (Dogscooter) und Schlitten. Auf den zwei bis 16 Kilometer langen Strecken lässt sich der Solling nun auch mit Rentieren erkunden, derzeit zu Fuß und bald mit dem Schlitten. Künftig kann den Tieren ganz nahkommen, wer „Rentierpfleger für einen Tag“ wird, an Fütterungen teilnimmt und dabei viel Wissenswertes zum Leben sowie zur Kultur und Haltung erfährt. Kinder haben die Möglichkeit, auf der Wildnisfarm einen außergewöhnlichen Geburtstag zu erleben. In der Wildnisschule gibt der Survival- und Wildnisexperte sein Wissen weiter – eine Ausbildung der besonderen Art. Darüber hinaus ist Glamping (Luxuscamping) in Planung – Besucher können in einem großen Zelt übernachten und das mitten im Rentiergehege. Für die Zukunft hat Winter bereits Visionen, die Wildnisfarm mit weiteren Angeboten zu bereichern. Was für Angebote das sind und welche Tierart er sich hier noch vorstellen kann, bleibt erst einmal ein Geheimnis.
Winter freut sich, nun alle Tiere an einem Standort vereinen zu können und ist überzeugt, dass die Angebote gut angenommen werden. „Die Welt wird hektischer, lauter und schneller“, sagt er. „Je mehr der Mensch von der Natur distanziert ist, desto größer ist die Sehnsucht.“ Er selbst stelle immer wieder fest, wie gut ihm der Kontakt zu den friedlichen Rentieren tut. „Wenn ich nach einem stressigen Tag zu ihnen komme, fahre ich direkt herunter.“ Diese Erfahrung möchte der 37-Jährige nur zu gern mit anderen Menschen teilen.
Ein kleiner Hinweis: Das Füttern ist nicht erlaubt, da die Rentiere nur spezielle Nahrung vertragen. Aufgrund der Corona-Pandemie kann Axel Winter mit seinem Unternehmen „Wildguide“ derzeit keine Angebote durchführen. Buchungen werden dennoch unter Tel. 0151/15562205 sowie per Mail an
Foto: SVR