Höxter (red). Die gesamte Prozedur dauert nur wenige Sekunden: Martin Süper krempelt den Ärmel seiner dunkelblauen Arbeitskleidung nach oben. Betriebsarzt Axel Jacob nimmt die vorbereitete Spritze und pikst dem 64-jährigen Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin vorsichtig in den Oberarm. "Endlich ist es so weit", sagt Süper. Er ist der Erste, der in dem extra eingerichteten Impfzentrum für die Mitarbeiter der KHWE im St. Ansgar Krankenhaus Höxter die Corona-Impfung erhalten hat.
Der Kühltransporter stoppte an diesem Montagmorgen pünktlich vor dem Krankenhaus mit den Impfdosen an Bord. "Mit einer speziellen Spritze können aus jedem Fläschchen sechs Impfdosen gewonnen werden", sagt Axel Jacob, der für die ordnungsgemäße Kühlung der Ampullen sorgt. Der Impfstoff, der zwischen zwei und acht Grad Celsius für wenige Stunden zwischengelagert und innerhalb weniger Stunden werden muss, wird bis zur Impfung mit einem digitalen Thermometer penibel überwacht.
Mit der Lieferung können an diesem Tag 84 Mitarbeiter in den Räumlichkeiten der neuen und bislang noch nicht bezogenen Radiologie im St. Ansgar Krankenhaus geimpft werden, am Dienstag sollen weitere 168 folgen. Für Mittwoch sind weitere 250 Impfdosen angekündigt. Jacob: "Wir gehen davon aus, in dieser Woche insgesamt 500 Mitarbeiter impfen zu können."
Priorisierung der Mitarbeiter
Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit des Impfstoffes erfolgt auch innerhalb der KHWE eine Priorisierung, welche Krankenhaus-Mitarbeiter als Erstes geimpft werden sollen. Dazu zählen Mitarbeiter aus den Covid-19-Isolationsbereichen, von den Intensivstationen, aus den Notaufnahmen, aus der Notfallmedizin (Reateam), der Endoskopie, Neoatologie und Geriatrie.
Axel Jacob: "Wann die nächste Lieferung das KHWE-Impfzentrum in Höxter erreichen wird und somit weitere Mitarbeiter geimpft werden können, ist derzeit noch unklar."
In den vergangenen drei Wochen wurden bereits die Bewohner und Mitarbeiter der fünf KHWE-Seniorenhäuser in Beverungen, Brakel, Bökendorf, Höxter und Steinheim geimpft. In der kommenden Woche erfolgt in zwei Häusern die zweite Impfung.
Aufwendige Organisation
Die Logistik hinter diesem Impfzentrum ist aufwendig, die Arbeiten im Hintergrund laufen bereits seit Wochen auf Hochtouren. So wurden nicht nur die Räumlichkeiten der neuen Radiologie im St. Ansgar Krankenhaus kurzerhand zu einem Impfzentrum umfunktioniert, sondern auch sogenannte Impfstraßen penibel nach den Vorgaben geplant und errichtet.
Darüber hinaus wurde im Vorfeld auch hausintern eine digitale Umfrage erstellt, mit der die Mitarbeiter des größten Arbeitgebers im Kreis Höxter ihre Impfbereitschaft anzeigen konnten. Die Impfbereitschaft der Krankenhaus-Mitarbeiter liegt aktuell bei mehr als 85 Prozent.
Für das Team des Impfzentrums war das neben der grundsätzlich aufwendigen Arbeit eine enorme Arbeitserleichterung. Damit konnte nicht nur eingesehen werden, wer sich impfen lassen möchte, sondern auch zügig die Terminvergabe organisiert werden – für die Mitarbeiter des Impfzentrums beispielsweise am vergangenen Wochenende rund um die Uhr vor Ort im Einsatz waren. "Die Zusammenarbeit mit dem Kreis Höxter und dem Impfzentrum Brakel klappt ausgezeichnet", sagt Jacob. So organisiert der Kreis Höxter zum Beispiel die Belieferung des Impfstoffes.
Corona-Krise hautnah
Sich nicht gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, stand für Martin Süper nie zur Debatte. "Ich habe bei der Entscheidung keine Sekunde lang gezögert", sagt Süper, der als stellvertretender Leiter der Intensivstation im St. Josef Hospital in Bad Driburg im Verbund der KHWE tätig ist. Er erlebt die Corona-Krise hautnah und weiß, welche Szenarien sich auf den Intensivstationen abspielen.
Unmittelbar nach Martin Süper ist Ina Fabian an der Reihe, setzt sich auf den Stuhl, krempelt die Ärmel hoch und wartet auf den kurzen Piks der Spritze. "Ich hoffe, dass wir nun mit der Impfung wieder schnell zu einem normalen Alltag zurückkehren können und ich damit für meine Angehörigen und auch für meine Patienten das Risiko einer Infektion eingrenzen kann", sagt die 39-jährige Teamleitung der Notfallambulanz im St. Josef Hospital in Bad Driburg, die dafür dankbar ist, die Impfe als eine der Ersten zu erhalten.
Auch KHWE-Geschäftsführer Christian Jostes freut sich über die erste Lieferung des Impfstoffes. "Unsere Mitarbeiter haben in den vergangenen Tagen und Wochen alles dafür getan, dass im St. Ansgar Krankenhaus nun ein professionelles Impfzentrum in Betrieb genommen werden kann. Darauf bin ich mächtig stolz", sagt Jostes, der an alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens appelliert, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen.
Foto: KHWE