Northeim (red). Viele Gewässer im Leineverbands-Gebiet wurden durch Menschenhand verändert und befinden sich dadurch in einem naturfernen Zustand. Das ökologische Gleichgewicht wurde zerstört, und zwar nicht nur in der Gewässersohle, sondern auch entlang der Uferbereiche. Ufer sind meist monoton gestaltet und der Bewuchs besteht aus Brennnesseln und die Landwirte bearbeiten die Flächen oft bis an die Böschungsoberkanten. Die eigentlich zum Bach dazugehörenden Gewässerauen mit flächigen Gehölzbeständen und Feuchtwiesen fehlen heutzutage an den meisten Bachabschnitten.
Der Leineverband hat die satzungsgemäße Aufgabe zur Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie die 93 Gewässer in seinem Verbandsgebiet durch Renaturierung wieder zu einem besseren ökologischen Zustand zu bringen. Mit gutem Beispiel geht der Leinverband auf seinen verbandseigenen Grundstücken voran.
Doch was hat das mit den neuen Nistkästen für Vögel zu tun? Zu einem intakten Gewässerökosystem gehört zusätzlich zu guten Strukturen im Wasser wie Kieslaichplätze und Totholz auch ein naturnahes Ufer. Ein natürliches Ufer bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und so auch Nistmöglichkeiten für viele Vogelarten.
Der Leineverband besitzt Flächen an seinen Bächen und an der Leine, die in der Vergangenheit von ihm regelmäßig unterhalten wurden. Leider wurde in der Vergangenheit der Fokus zu einseitig auf das Beseitigen von Abflusshindernissen gelegt und zu wenig darauf geachtet für Uferbewohner ausreichend Lebensstätten zu lassen. Nun möchte der Leineverband mit der Installation von 40 Nistkästen im Nahbereich der Bäche zusätzliche Brutmöglichkeiten für Rotkehlen, Amsel, Meise und Co schaffen. Diese Artenförderung in Gewässernähe bewirkt den sogenannten Strahlen-Effekt, indem zwischen Bach und Ufer aber auch am Ufer in Längsrichtung die Biodiversität erhöht und der Artenaustausch leichter wird. Durch die Umstellung der Unterhaltung auf den verbandseigenen Flächen soll dann in ein paar Jahren auf diese Nisthilfen verzichtet werden können, wenn in ausreichender Zahl natürliche Nistmöglichkeiten entstanden sind.
Der Geschäftsführer des Leineverbandes, Jens Schatz, sagt zum Abschluss: „Beginnen wir vor der eigenen Haustür und hoffen auf viele Nachahmer. Wünschenswert wäre, wenn die Anbringung von Nistkästen und die Renaturierung von Gewässer in der Zukunft nicht mehr nötig wären. Das würde bedeuten, dass unsere Ökosysteme wieder über ausreichend natürliche Strukturen für die Tierwelt verfügen. Ein paar Meter links und rechts am Bach, die dafür benötigt würden, hätten schon einen riesigen Effekt.“
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