Bevern (red). Der Name Simko kommt aus Ungarn und wird Schimko gesprochen. Opa Simko kam über Schanghai nach Deutschland. Das ist ungewöhnlich und gewöhnlich ist bis heute wenig in dieser Familie. Ungewöhnlich war auch der Lebenslauf des Beveraner Malers Karl Repfennig. Jahrelang fuhr er zur See, war dann in Amerika als Geschäftsmann erfolgreich und widmete sich schließlich ganz der Kunst. Dori und Alexander Simko sind Nichte und Neffe Karl Repfennigs, die gemeinsam mit Ingrid Mohrmann, Elisabeth Kilian und Wolfgang Menz den künstlerischen Nachlass des Malers pflegen. Auch dafür beschreiten sie ungewöhnliche Wege: mit wechselnden Ausstellungen soll Karl Repfennigs Werk weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein, mit Lesungen versucht man sein verwaistes Atelier zu beleben und mit Konzerten soll das Publikum gelockt und verwöhnt, aber auch ein bisschen Geld eingespielt werden, um all die Vorhaben zu realisieren, denn die Kosten laufen ja weiter. Dennoch verzichteten die Simkos auf Eintrittsgeld, mit den freiwilligen Spenden waren sie letztlich hochzufrieden. Alexander und Martina Simko unterrichten Musik in Hameln, ihr Sohn Karl studierte ebenfalls Musik und hat sich auf das Cello spezialisiert. Die Kinder Lydia, Benjamin und Leon gehen beruflich andere Wege, musikalisch jedoch verstärken sie weiterhin die Familie.
Das Konzert im Schloss Bevern stand unter dem Motto: Vielfalt zum Genießen! Dafür haben die Simkos ein Programm zusammengestellt, das Klassik und keltische Musik vereint. Genauer müsste man sagen: sie heben keltische Volksmusik auf die klassische Ebene und beweisen dadurch, wie viel Kunst in vermeintlich einfachen Liedern steckt. Da bekommt der „drunken Sailor early in the morning“ einen zauberhaften Klang, ohne Rhythmus und Schwung zu verlieren. „I am sailing“ verliert jede kitschige Konnotation, wenn das Rauschen der Meereswellen mit Virtuosität und Herzlichkeit zu Musik verschmelzen. Mit Thais von Jules Massenet holten sie sogar eine Opernarie in die Schlosskapelle. Die Aufgabe, ein ganzes Orchester auf sechs Instrumente einzudampfen, haben sie hervorragend gelöst. Lydia verlieh der Stimme der Thais mit ihrer Violine jenen melancholischen Schmelz, der das Stück so berühmt machte. Kontrabassist Benjamin griff zwischendurch auch mal zum Horn, dessen klangliches Volumen die Akustik der kleinen Schlosskapelle gelegentlich an ihre Grenzen brachte. Leiser und verhaltener ist das Instrument kaum zu spielen, dennoch überlagerte es stellenweise die Flöte und die Violinen. Das war aber auch der einzige Wermutstropfen des Abends. Vater Alexander Simko führte das Publikum humorvoll durch das Programm, Mutter Martina glänzte an Harfe, Klavier und mit einer klaren, disziplinierten Stimme. Und in der Zugabe zeigte Sohn Leon wieviel ungarisches Temperament noch in der Familie steckt: den bekannten Csárdás von Monti geigte er leidenschaftlich und mit spielerischer Leichtigkeit, ohne ins Klischee zu verfallen. Die 30 bis 40 begeisterten Zuhörer applaudierten stehend. Im Atelier Repfennig kamen sich anschließend Publikum und Musiker in langen, anregenden Gesprächen näher. Das war nicht nur Vielfalt zum Genießen, das war gelebte Kultur in würdigem Ambiente.
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