Kreis Holzminden (r/kp). Bereits zum 1. Januar 2020 war der Landkreis Holzminden dem „Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen“ (kurz ZVSN) beigetreten. Nach dem Zusammenschluss und der Zusammenführung beider Nahverkehrspläne sowie einer EU-weiten Ausschreibung der (Linienbus-)Verkehrsleistungen, konnten nun die Ergebnisse präsentiert werden. „Neben der schon seit langem im Kreisgebiet verlässlich aktiven RBB wird ein Teilgebiet im Südkreis künftig durch eine Bietergemeinschaft lokaler Busunternehmen betrieben“, verkündet die ZVSN.
Dafür sind im Landkreis Holzminden sogenannte Teilnetze definiert worden. Bis Mitte Dezember letzten Jahres hatten potentielle Bieter die Möglichkeit, ein entsprechendes Angebot abzugeben. Nun wurden vergangene Woche durch die ZVSN die Zuschläge erteilt: Die Teilnetze 90 (Stadtverkehr Holzminden), 91 (Bereich Holzminden – Polle – Bodenwerder - Hameln / - Bad Pyrmont) sowie 92 (Holzminden – Stadtoldendorf – Eschershausen) gehen an die RBB (Regionalbus Braunschweig GmbH).
Für das Teilnetz 94 (Holzminden – Höxter – Lauenförde – Beverungen) bekommt hingegen die Bietergemeinschaft Regiobus Uhlendorff/ Fa. Mönkemeyer den Zuschlag. Während die Teilnetze 90, 91 und 92 für die maximal zulässige Laufzeit von zehn Jahren vergeben wurden, erfolgte die Vergabe des Teilnetzes 94 nur für zwei Jahre, da dieses anschließend mit dem Teilnetz 42 (Holzminden – Uslar) zusammengeführt und neu ausgeschrieben wierden soll. In allen Teilnetzen soll der Betrieb bereits am 1. August dieses Jahres aufgenommen werden.
„Ich freue mich, dass der bisherige Betreiber RBB als ein erfahrenes Verkehrsunternehmen auch zukünftig den Linienverkehr für den Großteil der Verkehre im Landkreis absichern wird und mit der Bietergemeinschaft Regiobus Uhlendorff/ Fa. Mönkemeyer ebenso etablierte Verkehrsunternehmen weiterhin im Landkreis tätig sein werden,“ kommentiert Landrat Schünemann das Ergebnis des Vergabeverfahrens.
Die Ausschreibung sei bewusst nicht als ein „großes Los“ geschehen, fügt Kreisbaurat Ralf Buberti hinzu. Bei der Aufteilung der Teilnetze sollten auch mehrere regionale Unternehmen die Chance auf einen Zuschlag bekommen.
Angebotserweiterung und einheitliche Taktlagen im Kreis Holzminden
„Es ist gelungen, den hohen Zuschussbedarf für den ÖPNV um rund eine Million Euro pro Jahr spürbar zu reduzieren und das Angebot gleichzeitig insgesamt zu verbessern,“ so ZVSN-Verbandsgeschäftsführer Michael Frömming. Auf den einzelnen Linien im Landkreis Holzminden werden in der Vormittagszeit (Mo-Fr) sowie generell an Ferientagen die Angebote moderat ausgeweitet. Nach Möglichkeit wird auf die Herstellung einheitlicher Taktlagen geachtet: So ergeben sich beispielsweise unter der Woche durch Überlappung der einzelnen Linien nahezu halbstündliche Fahrtenangebote zwischen Holzminden und Bodenwerder (teilweise auch Polle) sowie zwischen Holzminden und Stadtoldendorf. Aufgrund der Bündelung der Linien 530, 531 und 540 sowie des parallelen Linienverlaufes der Linie 528 ergeben sich zwischen Bevern und Holzminden teilweise noch dichtere Angebote.
Neu geordnet wird zudem das Fahrplanangebot im Raum der Ottensteiner Hochebene: So verbindet die Linie 521 Polle über die einzelnen Ortschaften der Ottensteiner Hochebene mit Bodenwerder; die neu geschaffene Linie 524 verkehrt unter der Woche mindestens zweistündlich zwischen Bodenwerder und Bad Pyrmont. An der Haltestelle Bodenwerder Im Hagen wird zudem ein Knotenanschluss gebildet; die Busse treffen hier zu einem sog. „Rendezvous“ ein, sodass gute Umsteigemöglichkeiten bestehen. Verstetigt und moderat ausgeweitet wird zudem das Fahrplanangebot der Linie 523 zwischen Bodenwerder, Eschershausen und Stadtoldendorf, verbunden mit einer Anbindung an die Regionalbahnen Richtung Kreiensen.
Im Raum Stadtoldendorf ergeben sich Neuerungen durch leichte Angebotsausweitungen der Linie 540 in Richtung Einbeck (dort Anschlüsse an die Regionalbahnen in Richtung Salzderhelden/ Göttingen) sowie eine Neuordnung der Buslinien 542 und 543. Diese fahren unter der Woche jeweils mindestens zweistündlich zwischen Stadtoldendorf und Dassel. Am Bahnhof Stadtoldendorf bestehen für diese Linien Anschlüsse von bzw. zu den Zügen der RB84 aus Richtung Holzminden sowie von bzw. zu den Bussen der Linie 531 und 540 ebenfalls aus Holzminden.
Im Raum Boffzen (TN 94) werden die bisherigen Linien 554 und 556 zu einer durchgehenden Linie 515 Beverungen – Lauenförde – Fürstenberg – Boffzen – Höxter – Holzminden zusammengeführt.
Landesbus 500 zwischen Holzminden und Kreiensen eingestellt
Der Landesbus 500 zwischen Holzminden und Kreiensen wird zum 31. Juli dieses Jahres eingestellt. Zwischen Landkreis Holzminden und dem ZVSN besteht Konsens darüber, dass das Land Niedersachsen, die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) sowie die Deutsche Bahn AG als Infrastrukturbetreiber vorliegende Lösungsvorschläge für einen attraktiven Zugverkehr zwischen Holzminden und Kreiensen endlich zügig umsetzen sollten. „Wir warten da immer noch dringend auf ein Signal aus Hannover, wie und wann der Landkreis besser an die Hauptschlagadern des Schienenverkehrs angebunden wird“, betont Landrat Michael Schünemann. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass der Landesbus nur eine Zwischenlösung in diesem Zusammenhang sein könne.
Einsatz moderner Fahrzeuge im neuen Design: Die Fahrzeugvorgaben orientieren sich an den aktuellen Standards: So werden ab Betriebsaufnahme ausschließlich Niederflurfahrzeuge bzw. sog. Low Entry-Busse (mit anteilig Niederflur) zum Einsatz kommen, die u.a. mit dynamischer Haltestellenanzeige und Rückfahrkamera ausgerüstet sind. Die RBB will auf ihren Linien bereits ab Betriebsstart ausschließlich Busse der höchsten Fahrzeugkategorie A einsetzen. Die Busse müssen spätestens ab Dezember 2024 zusätzlich auch mit einem kostenlosen WLAN-Zugang für die Fahrgäste ausgerüstet sein und im Fahrzeug Echtzeitinformationen bereitstellen, z.B. über Monitore.
Erstmals kommen im Landkreis Holzminden auch Gelenkbusse zum Einsatz, die insbesondere in den Verkehrsspitzen für Entlastung sorgen werden, und alle Busse werden spätestens nach der Übergangsfrist ab Ende 2024 erstmalig im neuen Fahrzeugaußendesign des Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen (VSN) gehalten.
Grundlage für die Ausschreibung war das im Landtag beschlossene Niedersächsische Tariftreue- und Vergabegesetz, dass zwingend von allen Verkehrsunternehmen einzuhalten ist.
Foto: kp, ZVSN