Kreis Holzminden (rus/red). Autofahrer haben es lange befürchtet, Umweltschützer gefordert: Diesel-Fahrverbote in deutschen Großstädten für weniger Luftbelastung. Während am Dienstag das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden hat, dass Fahrverbote nicht rechtswidrig sind, haben wir die Autohändler im Kreis befragt. Gibt es Auswirkungen für Autofahrer im Landkreis Holzminden?
Immerhin steht beispielsweise Hannover auch mit auf der Liste der Städte, in denen die Grenzwerte ganz sicher überschritten werden. Damit wären auch Pendler aus dem Weserbergland betroffen. Auch Hamburg reiht sich dort noch mit ein, alle anderen Städte sind doch etwas weiter weg vom Kreis Holzminden. Während hier mit großer Wahrscheinlichkeit Fahrverbote drohen könnten, sieht es aber auch für Paderborn, Bielefeld, Hildesheim und sogar Hameln nicht mehr ganz so gut aus. Denn auch in diesen Städten könnten die Grenzwerte überschritten werden. Zu konkreten Plänen von Fahrverboten gibt es aber bislang noch keine Anhaltspunkte.
Kein Händler ist sonderlich überrascht, viele rechnen mit weiteren Wertverlusten
Gibt es also Auswirkungen für Autofahrer im Landkreis Holzminden? Jein, lautet die offensichtliche Antwort. Keiner der Autoverkäufer, mit vier regionalen Händlern für Neu- und Gebrauchtfahrzeuge haben wir gesprochen, zeigte sich sonderlich überrascht von der jüngsten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes. Bereits in den letzten Jahren seien die Verkaufszahlen für Diesel-Autos teils deutlich zurückgegangen. Während sich früher bei Citroen beispielsweise etwa gut 60 bis 70 Prozent der Käufer für eine derartige Motorisierung entschieden, sind es heute gerade einmal nur noch um die 20 Prozent, sagt Geschäftsführer Holger Friedrich vom Autohaus Friedrich in Holzminden. Wie ihm geht es auch vielen anderen Händlern, sie haben oft auch mit der Unsicherheit der Käufer zu kämpfen, bringt es Verkaufsleiter Mohamed El Zahran vom Autohaus Siebrecht auf den Punkt. „Viele Kunden fragen danach“ sagt er. Sie seien sich unsicher, ob man heute noch Diesel fahren dürfe oder ob man als Dieselfahrer vielleicht bald schon nicht mehr in deutsche Großstädte darf. Mit älteren Autos könnte dies in der Tat bald zum Problem werden.
Bundesverwaltungsgericht macht den Weg für Fahrverbote frei
Den Weg dazu frei gemacht hat zumindest das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Dienstag mit seinem Urteil, dass Fahrverbote zur Senkung der Stickoxid-Belastung in Städten grundsätzlich möglich seien. Zwar verwiesen die Richter ausdrücklich auch darauf, dass bei Fahrverboten die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben und es auch Ausnahmen etwa für Handwerker geben müsse, weiteres wurde aber weitgehend offen gelassen. Die Sperrung gleich der ganzen Stadt dürfte also nicht umsetzbar sein, vielmehr für vereinzelte Zonen und Straßenzüge wären Fahrverbote denkbar. Vorausgegangen waren der Entscheidung Klagen der Deutschen Umwelthilfe in mehreren deutschen Städten, in denen vorgeschriebene Grenzwerte für Stickstoffdioxid nicht eingehalten werden. Nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) wurden im vergangenen Jahr die Stickoxid-Grenzwerte in rund 70 Kommunen überschritten, weshalb das Urteil auch unmittelbare Signalwirkung hat. Wo und ab wann es Fahrverbote geben könnte, entscheiden die jeweiligen Kommunen. Eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es nicht.
Gebrauchtwagenpreise im Keller
Schon seit längerem, die Debatte gibt es nicht erst seit heute, sind die Preise für Gebrauchtwagen mit Diesel-Motoren, hauptsächlich die älterer Modelle, in den Keller gerutscht. Die Nachfrage sei ziemlich zurückgegangen, schon lange gebe es rückläufige Verkaufszahlen bei Dieselautos, verrät uns ein weiteres Autohaus aus Holzminden. Der Wertverlust hat aber offensichtlich auch seine guten Seiten: „Es gab nie eine bessere Möglichkeit, Dieselfahrzeuge so billig zu kaufen“, sagt Danilo Schade, Verkaufsberater beim Autohaus Beineke. Hier war es schon immer ein großer Anteil an Benzin-Fahrern, Verkäufe im Diesel-Bereich sind hier ohnehin gering, wie der Verkäufer erklärt. Schade rechnet auch damit, dass das Urteil nicht gleich zu großer Panik führen wird. Hier in ländlichen Regionen ticken die Uhren eben doch noch ein wenig anders, als in den dichten Großstädten.
Doch womit darf ich bald denn noch fahren?
Wer künftig weiterhin in städtische Umweltzonen fahren möchte, in denen dann neue Fahrverbote gelten könnten, der sollte sich für eine Alternative zum Diesel entscheiden oder aber mit dem Kauf eines Diesels noch etwas warten, bis Fahrzeuge mit dem neuen Abgasstandard Euro 6d-TEMP bzw. Euro 6d verfügbar sind, empfiehlt der ADAC. Wer aber nicht in jene Städte oder in die entsprechenden Umweltzonen fahren muss, braucht auch keine Einschränkungen befürchten. Für einen Diesel sprechen nach wie vor sein im Vergleich zum Benziner geringerer Spritverbrauch sowie der CO2-Ausstoß. Zu guter Letzt bedeutet ein Diesel für viele aber auch einfach nur einen größeren Fahrspaß.
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