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Samstag, 23. November 2024 Mediadaten
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Landkreis Holzminden (red). Wie kann es gelingen, junge Menschen im Landkreis zu halten bzw. Fachkräfte von außerhalb für eine berufliche Perspektive in der Region zu interessieren? Ein regionales Standortmarketing müsse her, waren sich die Teilnehmenden des von Landrat Michael Schünemann und der Wirtschaftsförderung des Landkreises im Februar initiierten Treffen des Wirtschaftsbeirates in der Georg-von-Langen-Schule Berufsbildende Schulen Holzminden einig gewesen. Doch wie genau das aussehen und wer sich darum kümmern soll, blieb offen. Eine Podiumsdiskussion mit jungen Auszubildenden, zwei Bürgermeistern und mehreren Experten sollte beim vierten Treffen an gleicher Stelle darüber und über bereits vorhandene Berufsorientierungsmaßnahmen größere Klarheit verschaffen. Mit Erfolg: Eine AG soll die Inhalte und Kosten eines passgenauen Standortmarketings herausarbeiten. 

„Mein großer Wunsch ist, dass wir hier heute nicht nur reden, sondern etwas auf die Straße bekommen“, hatte Landrat Michael Schünemann eingangs der Veranstaltung gemahnt. Doch bevor es dazu kommen sollte, stellten Niklas Voss und Tim Goldschmidt, zwei Auszubildende, die nach ihrer Schulzeit im Landkreis geblieben sind, ihre Gründe fürs Hierbleiben vor. Während Voss schon bei einem Praktikum von seinem späteren Ausbildungsplatz so begeistert war, dass er gleich eine Bewerbung geschrieben hat, hob Goldschmidt vor allem seine starke Vernetzung über sein sportliches Engagement hervor. Beide machten deutlich, dass sie eine starke Bindung auch nach der Schulzeit zu weiter gepflegten Freundschaften hätten. 

Diese Aussagen deckten sich weitgehend mit den wissenschaftlichen Ergebnissen Jan Schametats. Der Regionalreferent und Projektkoordinator am Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) war ebenfalls in die von Ronald Tolle, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft moderierten Diskussionsrunde eingeladen und machte nach der Schule fortbestehende Netzwerke ebenso als wesentlichen Faktor zumindest für eine spätere Rückkehr von Jugendlichen aus. „Wenn die Nabelschnur nicht abreißt, ist die Chance sehr groß, zurückzukommen, stellte Schametat fest und empfahl den Unternehmen eine stärkere Präsenz in Vereinen oder Feuerwehr. 

Dass hinsichtlich der Berufsorientierung in den Schulen eigentlich vorbildlich von der Arbeitsagentur und dem Landkreis gearbeitet wird, stellten die Podiumsgäste Arbeitsagentur-Berufsberaterin Xenia Maria Merkl, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur und Schulberufslotsin Gaby Dudek dar. „Wir machen Angebote, sind präsent und bringen uns immer wieder in Erinnerung“, fasste Merkl das Engagement der Arbeitsagentur an allen weiterführenden Schulen zusammen. Die Schulberufslote*innen, 2010 von Landkreis und Arbeitsagentur unter dem Dach der Kreisvolkshochschule aus der Taufe gehoben, hätten als bis heute bundesweit nahezu einzigartige Initiative ebenso Erhebliches an Beratungsarbeit in den Schulen geleistet, verdeutlichte Gaby Dudek. 

Auch Bürgermeister Christian Belke und Bodenwerder-Polles Samtgemeindebürgermeister Sebastian Rode fanden etliche positive Aspekte, die für die Attraktivität ihrer Gemeinden sprechen. So sei laut Belke die Bildungslandschaft der Kreisstadt vorbildlich und es gebe eine große Bandbreite interessanter Unternehmen in Holzminden und Umgebung. Sebastian Rode wiederum betonte vor allem die gute Vernetzung, die besonders in den kleinen Gemeinden hervorragend sei. 

Alles gut also und kein Grund, etwas zu ändern? 

Susann Steingräber, als Sprecherin des Jugendrates ebenfalls zu dem Treffen des Wirtschaftsbeirates eingeladen, schlug deutlich kritische Töne im Hinblick auf die Frage, warum Jugendliche in der Region wenig hält, an. Es sei einfach wichtig, die eigene Heimat zu verlassen, um sich neue Horizonte zu verschaffen, gab sie zu Bedenken. Darüber hinaus sei das kulturelle und unterhaltende Angebot überschaubar. Es fehle an Bars, Kneipen und Diskotheken. Und schließlich habe die Elterngeneration auf Kosten der Jugendlichen gelebt. Wenn letztere also nicht unbedingt den Ansprüchen der Älteren in puncto Arbeitsmoral nachkämen, habe das auch und vor allem mit fehlenden Zukunftsperspektiven zu tun. 

Und nicht zuletzt sei eben auch die Wahrnehmung dessen, was die regionalen Unternehmen überhaupt so machten, nicht wirklich vorhanden, gab Karl-Heinz Bertram in der anschließenden Diskussion zu bedenken. „Viele wissen gar nicht, welche Berufe wir hier haben“, stellte der ehemalige Innungsmeister des Kreishandwerks fest. Das sah auch Michael Schünemann ähnlich. „Die Betriebe müssen deutlich transparenter werden, mit dem, was sie tun,“ mahnte der Landrat. Dieser Problematik soll sich jetzt eine kleinere Arbeitsgruppe aus Wirtschaft, Arbeitsagentur und Landkreis stärker widmen. Dass das allerdings nur mithilfe finanzieller Mittel aus den Unternehmen selbst in eine professionelles regionales Standortmarketing überführt werden kann, brachte Carl-Otto Künnecke auf den Punkt: „Wir müssen das gemeinsam machen“, resümierte Künnecke, „beim Standortmarketing geht es ums Geld, da müssen alle mit dabei sein!“

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