Holzminden (red). “Wir müssen die Diskussion versachlichen – so, wie sie zuletzt geführt wurde, hat das der Wärmepumpe mehr geschadet als genutzt. Dabei ist völlig klar, dass die Wärmepumpe eine extrem wichtige Rolle bei der Erreichung der Klimaziele im Wärmesektor spielt.“ Das sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies jetzt bei einem Besuch bei Stiebel Eltron in Holzminden im Rahmen seiner Sommereise 2023, und weiter: „Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass der Strompreis auf ein Niveau gesenkt wird, das den Wärmepumpenbetrieb im Vergleich zum Öl- oder Gaskessel ökonomisch attraktiver macht. Der Wegfall der EEG-Umlage war ein erster Schritt, dem aber weitere folgen müssen.“
Dem stimmte Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer des Wärmepumpenherstellers, uneingeschränkt zu: „Ein faires Strommarktdesign ist sicher eines der wichtigsten Mittel, um auch eine hohe Akzeptanz für die Wärmewende in der Bevölkerung zu schaffen. Dafür dürfte der Strompreis maximal doppelt so hoch sein wie der Preis für fossile Brennstoffe. Im Moment liegen wir in Deutschland jedoch ungefähr bei dem dreifachen, damit wird der Effizienzvorteil der umweltfreundlichen Wärmepumpe, die ja einen Großteil der Energie für das Heizen kostenlos aus der Umwelt gewinnt, nahezu komplett aufgezehrt.“ 450 Millionen Euro werden in Deutschland investiert
Knapp 700 Millionen Euro wolle Stiebel Eltron bis 2027 insgesamt investieren, davon rund 450 Millionen Euro in Deutschland – und davon den weitaus größten Teil in Niedersachsen, so Kai Schiefelbein: „Das ist für ein Unternehmen unserer Größenordnung, mit einem Jahresumsatz von zuletzt gut 1,1 Milliarden Euro, durchaus eine ambitionierte Planung. Vor dem Hintergrund, dass die Wärmepumpe den Gaskessel weltweit als Standard-Heizsystem ablöst, sind diese Investitionen in den Aufbau unserer Kapazitäten jedoch absolut notwendig und sinnvoll.“
Thema der Gespräche war natürlich auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Wichtig ist, dass das Gesetz und die Förderkulisse demnächst verabschiedet werden, so dass bei allen Akteuren – Endkunde, Fachhandwerk und Industrie – Planungs- und Rechtssicherheit herrscht“, so Kai Schiefelbein. „Eine nochmalige Änderung der Inhalte würde vermutlich nur zu noch mehr Verunsicherung bei den Endkunden führen, auch wenn wir uns das selbst an der ein oder anderen Stelle wünschen würden – beispielsweise eine Änderung der Höhe der maximal zu berücksichtigen Kosten, 45.000€ statt 30.000€ für die erste Wohneinheit, oder eine Wahlmöglichkeit, nach alter oder neuer Förderbedingung bewertet zu werden, wenn die Umsetzung der Maßnahme erst im neuen Jahr beginnen soll. Priorität hat aber, dass das Gesetz verabschiedet wird, da es für den Klimaschutz wichtig und notwendig ist und für den Wärmemarkt klare Richtlinien benötigt werden. So können Investitionen, die letztlich die Erreichung der Klimaschutzziele erschweren, und Attentismus der Endverbraucher vermieden werden.“