Holzminden (zir). In der Einwohnerfragestunde des Holzmindener Stadtrates am 9. Dezember hat eine Mitarbeiterin des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) auf finanzielle und organisatorische Probleme innerhalb der Einrichtung hingewiesen. Sie sprach im Namen von Beschäftigten, die nach TV DN und TVöD angestellt sind, und schilderte die Lage aus Sicht der Belegschaft.
Nach dem Wegfall des Krankenhauses hat sich das MVZ im Kreis Holzminden nach Darstellung der Mitarbeiterin grundsätzlich positiv entwickelt. Auch aus der Geschäftsführung sei wiederholt signalisiert worden, dass sich das Unternehmen auf einem stabilen Kurs befinde. Vor diesem Hintergrund hätten die tariflich beschäftigten Mitarbeitenden zu Jahresbeginn bewusst auf einen erheblichen Teil der vorgesehenen Gehaltssteigerungen verzichtet, um die wirtschaftliche Situation des MVZ zu entlasten und einen Beitrag zur Sicherung der medizinischen Versorgung im Kreis zu leisten.
Umso größer ist das Unverständnis gewesen, als es später dennoch zu weiteren Einschnitten gekommen sei. So seien die Gehälter der betroffenen Beschäftigten gekürzt. Zudem seien die Jahressonderzahlung vollständig einbehalten und zunächst nicht ausgezahlt worden. Ein im September 2025 an die Gesellschafter – Landkreis und Stadt Holzminden – gerichtetes Schreiben mit der Bitte um einen gemeinsamen Austausch sei nach Angaben der Mitarbeiterin ohne Reaktion geblieben.
Ein Vorstoß, das Thema im Kreistag zu platzieren, hat ebenfalls nicht stattfinden können. Kurz vor der geplanten Sitzung sei für die betroffenen Mitarbeitenden eine verpflichtende interne Besprechung anberaumt worden. In diesem Rahmen habe Geschäftsführer Ingo Goldammer mitgeteilt, dass nach Gesprächen mit den Gesellschaftern nun eine pauschale Zahlung vorgesehen sei: Vollzeitkräfte sollten 1.000 Euro brutto erhalten, Teilzeitbeschäftigte entsprechend weniger. Die Auszahlung sei mit dem Dezember-Gehalt in Aussicht gestellt worden. Wer hingegen auf die vollständige tarifliche Jahressonderzahlung bestehe, müsse ein persönliches Gespräch mit dem Geschäftsführer führen.
In der Einwohnerfragestunde wurden daraufhin mehrere Fragen an die Stadt gerichtet. Unter anderem ging es um die Grundlagen des Finanzplans für das Jahr 2025, um die wirtschaftliche Perspektive des MVZ angesichts bekannter Verpflichtungen sowie um mögliche Sonderzahlungen für andere Beschäftigtengruppen wie Ärzte oder die Geschäftsführung, zu denen es aus Sicht der Mitarbeitenden keine transparenten Informationen gebe.
Bürgermeister Christian Belke erklärte, dass diese Angelegenheiten in den Zuständigkeitsbereich der Gesellschafterversammlung fallen, die am 10. Dezember tagte. Er bestätigte, dass sowohl er als auch Landrat Michael Schünemann entsprechende Schreiben von Mitarbeitenden erhalten haben. Zudem wurde das Thema bereits im Verwaltungsausschuss mit Geschäftsführer Goldammer besprochen. Nach seinen Angaben hat das MVZ im dritten Quartal eine schwarze Null erreicht. Belke dankte den Beschäftigten ausdrücklich für ihre engagierte Arbeit und verwies darauf, dass die Verantwortung maßgeblich bei den Gesellschaftern liegt.
Eine Nachfrage der Redaktion zum Ergebnis der Gesellschaftersitzung sowie zu einer Einschätzung der aktuellen Lage blieb unbeantwortet. Geschäftsführer Ingo Goldammer lehnte eine Stellungnahme ab.