Landkreis Holzminden (red). Trotz der Corona-Pandemie halten viele Gründer*innen am Traum vom eigenen Unternehmen fest. Noch nie wurden in den letzten fünf Jahren so viele Betriebe im Landkreis Holzminden gegründet wie im Jahr 2020. Die Statistik der Industrie- und Handelskammer weist insgesamt 54 Gewerbeanmeldungen aus. Für die Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden eine mutmachende Entwicklung. „Es ist sehr erfreulich, dass Corona dem Gründergeist bislang nichts anhaben kann,“ stellt Nicole Christoph von der Wirtschaftsförderung des Landkreis Holzminden fest. „Für uns war, was die Gründungsberatungen angeht, lediglich am Anfang der Pandemie ein leichter Rückgang spürbar,“ ergänzt sie. Das habe aber sicher vor allem an der unsicheren Gesamtlage gelegen. Die Wirtschafsförderung begleitet Gründungsinteressierte durch individuelle, kostenlose Beratungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Darüber hinaus weist sie auf vielfältige Unterstützungsangebote hin und vermittelt die Kontakte.
Was aber sind die Motivationen für eine Unternehmensgründung und welche Herausforderungen müssen bewältigt werden? Die nachstehenden von der Wirtschaftsförderung des Landkreises begleiteten „Gründungsgeschichten“ zeigen, dass Mut, ein fester Wille und gute Vorbereitung auch in der Krise der Schlüssel zur erfolgreichen Existenzgründung sind.
Raus aus der Arbeitslosigkeit – ein Interview mit Amal Karam Azmy Handyreparaturladen ak.repair:
Amal Karam Azmy hat am 7. Dezember 2020 das Geschäft ak.repair in Holzminden eröffnet. Sie repariert Notebooks, Tablets und Smartphones und verkauft überdies Handyzubehör sowie Prepaid-Karten für alle Netze.
Frau Azmy, Sie haben sich durch Corona nicht abschrecken lassen. Was genau hat Sie dazu motiviert, Ihr Unternehmen zu gründen?
Ich habe schon immer davon geträumt, mein eigenes Geschäft zu eröffnen. Mein geschiedener Mann hat in Baden/Baden zwei Handyreparaturgeschäfte geführt. Ich habe ihm dabei geholfen und auch die Buchhaltung gemacht. Dadurch konnte ich viel Erfahrung sammeln, um mit meinem eigenen Shop einen zuverlässigen und schnellen Service anbieten zu können.
Warum haben Sie sich für den Standort in Holzminden entschieden?
Ich lebe hier schon seit einiger Zeit und fühle mich mit meiner Familie sehr wohl in unserer neuen Heimat. Der Laden in der Oberbachstraße (ehemals Juweliergeschäft Martens) ist ein idealer Standort für so einen Shop. Und ganz nebenbei trage ich damit auch noch ein bisschen zur Wiederbelebung der Innenstadt bei.
Was waren die größten Herausforderungen, auf die Sie während der Gründungsphase gestoßen sind?
Die Erstellung eines Businessplans und insbesondere die Aufstellung des Zahlenwerks fielen mir schwer. Deshalb habe ich mich vorher von der Wirtschaftsförderung beraten lassen. Auch mein zuständiger Berater im Job-Center hat mich sehr unterstützt. Und ohne die professionelle Hilfe meiner Steuerberaterin wäre es auch nicht gegangen.
Und wo geht es hin – Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Sein Handy reparieren zu lasse, ist etwas, was sich viele als schnellen und guten Service wünschen, schließlich werden die Geräte ja auch immer teurer. Darum bin ich optimistisch, dass der Laden auch in ein paar Jahren noch gut läuft. Vielleicht kann ich ja irgendwann auch noch jemanden einstellen.
Wie bewerten Sie die begleitende Existenzberatung durch die Wirtschaftsförderung?
Ich bin einfach nur sehr dankbar für die Hilfe. Meine persönliche Situation war ja nicht einfach, aber in vertrauensvollen Gesprächen konnte ich meine Planungen verfeinern und so die neue berufliche Chance nutzen. Und ohne die finanzielle Unterstützung des Job-Centers hätte ich es auch nicht geschafft – dafür kann ich nur Danke sagen.
Vielen Dank für das Interview!
Vom sicheren Job zum eigenen Chef: Die Gründung der Naturit GmbH von Peng Wu in Lenne
Peng Wu ist Chemiker. Viele Jahre lang hat er im Vertrieb eines auch international tätigen Chemikalienhandels gearbeitet. Im November 2019 hat sich Wu zum ersten Mal im Rahmen eines Workshops der Gründerwoche über die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen, informiert. Seinen sicheren Job hat er inzwischen gekündigt, um seine Gründungsidee intensiver vorantreiben zu können. Dass es sich dabei um ein sehr innovatives Vorhaben mit hohem Entwicklungspotential handelt, stand dabei von Anfang an außer Frage. Wu will ein neuartiges Biolacksystem (Naturit) aus nachwachsenden ostasiatischen Rohstoffen für Holzbeschichtungen auf den Markt bringen. Ein Startup mit sehr großen Chancen, weil das Thema Nachhaltigkeit einen ständig steigenden gesellschaftlichen Stellenwert einnimmt und seine Produkte derzeit auch noch konkurrenzlos sind.
Der Wirtschaftsförderung ist es gelungen, den Gründer an den „Life Science Accelerator“ des SüdNiedersachsenInnovationsCampus - kurz SNIC - in Göttingen zu vermitteln, mit dem der Landkreis Holzminden kooperiert. Neben einem Coaching durch erfahrene Mentoren erhielt Wu auch ein sechsmonatiges Gründungsstipendium des Landes Niedersachsen. Er konnte an seiner Geschäftsidee feilen und erste Kontakte zu potentiellen Kunden herstellen. Im Februar 2021 hat Wu schließlich das Unternehmen Naturit GmbH in Lenne gegründet. Seitdem arbeitet er intensiv am Aufbau einer Produktpalette und den dafür notwendigen unternehmerischen Strukturen. Erste Pilot-Kunden hat er auch schon angesprochen. Aktuell steht ihm dabei auch die Wirtschaftsförderung des Landkreises mit ihrem Beratungsinstrument, dem Technologietransfer, wieder aktiv zur Seite. „Unser Projekt kommt trotz der Corona-Krise vorwärts“, ist Peng Wu sich sicher, „mit Unterstützungen von so vielen Menschen, die glauben, dass unsere Produkte Zukunft haben und einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Ohne solche Menschen wäre dies unmöglich gewesen.“
Haben auch Sie eine Geschäftsidee und tragen sich mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen? Nehmen Sie gern Kontakt zur Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden unter der Rufnummer 05531 / 707- 110 oder 115 auf.
Fotos: Wirtschaftsförderung Landkreis Holzminden