Holzminden (r). Die Aussichten für Anleger bleiben auch im Jahr 2022 gut. Allerdings sei mit erhöhten Schwankungen zu rechnen, so sieht es Folkert Groeneveld, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank in Südniedersachsen. Er stellt fest, dass es bei Geldanlagen auf verstärkte Aktivität und sorgfältige Titelauswahl ankommt.
Nach einer kräftigen weltweiten konjunkturellen Erholung in 2021 geht die VR-Bank für das Jahr 2022 von einer Normalisierung aus. Nach knapp 6 Prozent in 2021 dürfte das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 noch um solide 4 bis 5 Prozent zulegen. Die Entwicklung in den Wirtschaftsregionen wird jedoch aufgrund von Sondereffekten unterschiedlich ausfallen. Für die USA ist im selben Zeitraum mit einem Rückgang von 5,5 auf rund 4 Prozent, für die Eurozone von 5 auf ca. 4,5 Prozent zu rechnen. In China dürfte der Rückgang mit 8 Prozent in 2021 auf rund 5 Prozent in 2022 deutlicher ausfallen. Die Volksrepublik nehme gegenwärtig bewusst Wachstumseinbußen in Kauf, um allgemeinen Wohlstand und eine Abkühlung des Immobilienmarktes zu erreichen.
„Für Deutschland dagegen erwartet die VR-Bank einen Anstieg des BIP von 2 Prozent auf 4 bis 5 Prozent im Jahr 2022“, so Folkert Groeneveld. Denn im laufenden Jahr sei eine Auflösung der Lieferengpässe zu erwarten, die das Wachstum in 2021 insbesondere in der Automobilindustrie und dem Maschinenbau „ausgebremst“ hatten
Beruhigung der Inflation und geldpolitische Normalisierung
In der ersten Jahreshälfte 2022 dürften die Energiepreise einer Entspannung bei der Inflation noch entgegenstehen. Auslaufende Basiseffekte, abnehmende Angebotsengpässe und eine Verschiebung der Güter- zum Dienstleistungskonsum dürften aber nach und nach dazu führen, dass sich die derzeit noch sehr kräftigen Preissteigerungsraten in der zweiten Jahreshälfte wieder zu einem großen Teil zurückbilden. Insgesamt dürfte sich die Inflation 2022 etwas beruhigen und sich auf einem etwas höheren Niveau stabilisieren. So rechnet man für 2022 mit einer Inflationsrate von 3,5 Prozent in den USA und 3,2 Prozent im Euroraum.
Die US-Notenbank Federal Reserve (FED) steigt schneller aus ihrer expansiven Gelpolitik aus. Sie drosselt die Anleihekäufe noch stärker als zuletzt und ebnet damit den Weg für Zinserhöhungen in 2022. Mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit mehr Zurückhaltung zu rechnen. Die EZB dürfte ihre Anleihekäufe ab April 2022 zwar deutlich zurückfahren, der „Ausstieg“ sollte sich jedoch über einen längeren Zeitraum in mehreren Schritten erstrecken.
Gute Aussichten für chancenreiche Anlagen
„Insgesamt dürfte die Pandemie 2022 geringere Auswirkungen auf die Börsen haben als in den zwei Jahren davor. Allerdings wird das Umfeld an den Kapitalmärkten anspruchsvoller“, erläutert Groeneveld weiter. „Chancen gibt es aber weiterhin, etwa bei Aktien.“ Aufgrund ihrer attraktiven Bewertung im Vergleich zu anderen Anlageklassen und weiterhin steigender Unternehmensgewinne weisen diese aktuell die besten Perspektiven auf.
Auch Rohstoffe dürften 2022 gut abschneiden, erwartet Groeneveld. Dies gelte besonders für Industriemetalle, die von den weltweiten Dekarbonisierungsplänen sowie der Auflösung der Lieferkettenproblematik profitieren sollten. Bei Energierohstoffen scheine hingegen die anziehende Nachfrage eingepreist.
Bei als sicher geltenden Staatsanleihen seien 2022 aufgrund des Zurückdrehens der expansiven Geldpolitik und etwas höherer Inflation leicht steigende Renditen zu erwarten. Auch Unternehmensanleihen weisen mittlerweile allenfalls begrenztes Potenzial auf. „Dagegen dürften Immobilien für Anleger auch im laufenden Jahr eine wichtige Rolle spielen“, sagt Groeneveld, denn in diesem Anlagesegment stünden die Zeichen auf Normalisierung. Dies gelte gerade für diejenigen Nutzungsarten, die coronabedingt mit besonders schwierigen Bedingungen konfrontiert gewesen seien, wie beispielsweise das Hotelsegment. „Zudem dürften die Zinsen weiter niedrig bleiben, ein weiteres Argument, das für Immobilien im Depot spricht“, so Groeneveld.
„Die Wachstumsaussichten bleiben gut, wenn auch meist auf einem niedrigeren Niveau, und auch an den Kapitalmärkten wird 2022 wieder mehr Normalität einkehren“, fasst Groeneveld zusammen. „Allerdings dürfte dies mit erhöhten Schwankungen einhergehen. Es gilt also, genau hinzuschauen, aktiv zu sein und gegebenenfalls schnell zu reagieren, um Erfolg an den Börsen zu haben.“ Er macht noch darauf aufmerksam, dass neue Investmentchancen nicht zuletzt im Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimaschutz zu entdecken seien – Stichwort „Nachhaltigkeit“.
Investmentfonds könnten daher jetzt eine gute Lösung sein. „Anleger sollten sich jedoch bewusst sein, dass neben den Chancen auch Risiken bestehen, etwa das Risiko marktbedingter Kursschwankungen und das Ertragsrisiko“, so Groeneveld. Wer sich speziell über Investmentfonds oder auch Geldanlagen allgemein informieren wolle, könne gern ein persönliches Gespräch mit den Beraterinnen und Beratern in der VR-Bank führen.
Foto: VR-Bank