Holzminden (kp). Vor wenigen Monaten erfolgte der Startschuss zu einem Komplettumbruch im Tierschutzverein Holzminden-Höxter e.V. (wir berichteten). Nachdem Katrin Seizer im November letzten Jahres alle ihre Ämter niedergelegt hatte und als Vorstandsvorsitzende zurücktrat, wurde Jens-Uwe Müller einstimmig als Nachfolger gewählt. Zudem übernahm Hendrik Hachenberg den Posten des Kassenwarts, welcher seit 2015 unbesetzt war.
In der einberufenen Mitgliederversammlung am letzten Dienstag (die letzte unter dem alten Vorstand soll 2014 stattgefunden haben), präsentierte der Vorstandsvorsitzende Jens-Uwe Müller einen Rückblick der vergangenen Monate, bevor die 45 anwesenden, stimmberechtigten Mitglieder den Vorstand nahezu komplett neu besetzten.
„Tierheimauto“, neue Vollzeitstelle, Büro-Container und vieles mehr
Seither habe sich einiges verändert: „Wir haben uns um die Tierheimleitung, das Personal und Kontakte zu Behörden gekümmert. Wir wollen mit der Vergangenheit abschließen und in die Zukunft schauen.“ Konkret sieht das so aus: Das Dach für den Hundezwinger wurde verlängert, damit die Hunde vor Regen geschützt sind, ein Container als neue Bürounterkunft wurde angeschafft, um die alten Räumlichkeiten zu einem Katzenhaus umzustrukturieren und die Homepage sowie die Facebook-Seite wurden neu belebt. „Da wir weiterhin auf Spenden angewiesen sind, haben wir auf der Homepage einen PayPal-Button installiert, um darüber Spenden für das Tierheim generieren zu können“, berichtet der Vorstandsvorsitzende.
Dann gibt es da noch das jüngste Projekt des „Tierheimautos“, um kranke Tiere zügig zum Tierarzt zu bringen und Futterspenden aus Supermärkten und Spendenhäuschen abzuholen (wir berichteten). Zuvor geschah dieses nur durch die Pkw der Mitarbeiter.
Außerdem konnte im Februar eine Vollzeitstelle mit der ausgebildeten Tierpflegerin Sarah Ruppert erfolgreich besetzt werden.
Bei gemeinsamen Gesprächen mit dem Veterinäramt des Landkreises Holzminden und der Gemeinde Boffzen habe man zudem gemeinsame Ziele besprochen. „Zum Beispiel ging es darum, eine Sanierung der Gebäude, einen Teilneubau oder gegebenenfalls eine Erweiterung des Tierheims zu planen und gemeinsam mit den Kommunen auf den Weg zu bringen“, erläutert Jens-Uwe Müller.
„Unterm Strich erzeugt das Tierheim immer einen Verlust“
Die vom alten Vorstand in den letzten zwei Jahren nicht in Auftrag gegebenen Jahresabschlüsse mussten dringend nachgeholt werden, da das Finanzamt Holzminden die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung in dem letzten Bescheid ausdrücklich angemahnt habe.
Nachdem es vier Monate bis zum Vortag der Mitgliederversammlung gedauert habe, die Unterlagen zur Erstellung der Jahresabschlüsse zu erhalten, war die Empfehlung der bestellten Kassenprüferin, den alten Vorstand nicht zu entlasten, sondern die Entlastung auf die nächste Mitgliederversammlung zu verschieben. In einer Abstimmung folgten die Mitglieder mehrheitlich diesem Rat. Durch einige Wortmeldungen wurde die Enttäuschung der Mitglieder über das Nichthandeln und die mangelnde Kommunikation des alten vierköpfigen Vorstandes zum Ausdruck gebracht.
„Unterm Strich erzeugt das Tierheim immer einen Verlust“, sagt der neugewählte Kassenwart Hendrik Hachenberg. Die von ihm vorgestellte Grafik zeigt: Das Jahr 2016 endet mit einem Verlust in Höhe von gut 70.000 Euro. 2017 sind es gut 65.000 Euro. Die großen Kostenpositionen bestehen aus Futter, Medikamenten und tierärztlicher Leistung. „Bei laufenden Kosten für das Tierheim in Höhe von circa 60.000 Euro kann nur ein eher geringer Teil gedeckt werden“, äußert sich Hachenberg. Deshalb sei man nicht nur auf die Beiträge der eigenen Mitglieder, sondern auch auf die finanzielle Unterstützung der Kommunen und aus der Bevölkerung angewiesen. Ebenso formulierte Hendrik Hachenberg das gemeinsame Ziel des Vorstandes, den Verlust der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Zukunft zu minimieren.
Zurzeit profitiere das Tierheim noch von zwei Erbschaften aus den letzten Jahren, die die Zahlen schöner machen als sie eigentlich seien, so der Kassenwart. „Das Tierheim ist aus eigenen Mitteln nicht überlebensfähig“, fällt sein eindeutiges Fazit aus. Und weiter: „Ohne Spenden kann es nicht existieren.“
Alte Heimtiere finden endlich ein Zuhause
„Für mich persönlich war das Jahr 2017 ein sehr gutes Vermittlungsjahr, weil endlich auch Tiere ein Zuhause gefunden haben, die schon sehr, sehr lange im Tierheim waren und als schwer vermittelbar galten“, beginnt Stefanie Lösch ihren Tierarztbericht. Stefanie Lösch ist die behandelnde Tierärztin der Heimtiere. Als es dem Tierheim sehr schlecht ging, verzichtete sie sogar teilweise auf ihre Vergütung.
„Mein Dank gilt allen Mitarbeitern für ihr schier endloses Engagement und auch meinen Praxiskolleginnen, weil sie immer für das Tierheim bereit sind.“, so Stefanie Lösch. „Ich hoffe, dass 2018 ein gutes Jahr wird!“ Aktuell befinden sich acht Hunde, 32 Katzen und 30 Hofkatzen im Tierheim Holzminden.
So sieht der neue Vorstand aus
Erster Vorsitzender
Jens-Uwe Müller
Stellvertretende Vorsitzende
Linda Laskowski
Zweiter stellvertretender Vorsitzender
Attila Yurttas
Kassenwart
Hendrik Hachenberg
Schriftführer
Gabriele Reitel
Kassenprüfer
Lisa Bühn
Zweiter Kassenprüfer
Nadine Begemann
Erster Beisitzer
Ralph Heinemeier
Zweiter Beisitzer
Dr. Natalie Egen