Holzminden (red). Berufsschüler/innen der Kfz-Mechatronik in Holzminden lernen künftig mit 3D-Modellen mehr über innovative HAWK-Technologie. Die wird ihnen mithilfe von HoloLens (Mixed-Reality-Brillen) plastisch angezeigt. Dabei lassen sich auch Zusatzinfos wie Wartungsanleitungen einblenden oder das schwer zugängliche Innere komplexer Präzisionstechnik visualisieren. Im interdisziplinären Augmented-Reality-Projekt „AchsAR – Augmented Reality in der Nutzfahrzeugtechnik“ kooperieren die HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen, das Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) der HAWK und die Georg-von-Langen-Schule in Holzminden miteinander.
Damit werden Auszubildende der BBS Holzminden zukünftig mithilfe von Augmented-Reality-Brillen risikoärmer und leichter Grundkompetenzen im Bereich Wartung und Reparatur von Lkw-Achsen erwerben und auch moderne Antriebssysteme der Zukunft „von innen“ sehen können. Im Laufe des Projekts sollen auch Auszubildende der BBS Northeim von der neuen Unterrichtstechnologie profitieren.
Projektleiterin Prof. Dr. Alexandra Engel vom ZZHH wird die Begleitforschung des Projekts durchführen: „Wir gehen davon aus, dass die ressourcenschonende und effiziente neue Lernumgebung durch die Vorteile plastischer Erfahrbarkeit sowie die realitätsnahe Darstellung in Echtzeit zu einem bedeutend höheren Lerneffekt führt als es beispielsweise Lernvideos tun.“ Darüber hinaus sei dieser Einstieg in die Nutzung der AR-Technologie in Bildungsprozessen ein entscheidender Schritt für die Region, die Vorteile digitaler Entwicklungen zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit ländlicher Räume zu nutzen. „Mein Wunsch ist, dass wir am Ende des Projekts interessierte Menschen aus der Region einladen können, selbst einmal virtuell an einer Lkw-Achse zu schrauben“, so Engel.
Prof. Dr. Christopher Frey von der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit in Göttingen bringt nicht nur seine technischen Kompetenzen, sondern auch eine seiner neuesten Entwicklungen in das Projekt ein: eine zukunftsweisende Leichtbauachse. Die Tragwerkkonstruktion baut erheblich gewichtsärmer als herkömmliche Fahrwerke. Damit liefert die neuartige Konstruktion einen Beitrag, moderne Fahrzeuge leichter und kraftstoffsparender zu produzieren.
„Gegenwärtig arbeiten wir daran, die Achse zu elektrifizieren“, so beschreibt Prof. Frey die nächsten Ziele des innovativen Projekts. HAWK-Mitarbeiter Laurent Matthies wird zunächst die Achskonstruktion in die virtuelle Realität überführen. Das Lehrerteam um Michael Roland, Dr.-Ing. Nils-Peter Kriegel und Thomas Neufeldt von der Georg-von-Langen-BBS wird die Umsetzung der virtuellen Anwendung in die Unterrichtskonzepte realisieren: „Zunächst schaffen wir ein virtuelles Abbild der Lkw-Achse, damit üben wir Montage und Demontage. Darauf anschließend können wir auch die Wartungsarbeiten simulieren“, so Michael Roland, zuständiger Initiator und Abteilungsleiter Technik an der Berufsschule.
Gerade in Holzminden spielen Warentransport, Speditionsunternehmen und auf Lkw-spezialisierte Werkstätten eine große Rolle im Alltag. Die berufsbildenden Schulen sichern mit der Ausbildung der Kraftfahrzeugmechatroniker den Fachkräftebedarf. Das Arbeiten in einer Nutzfahrzeugwerkstatt ist angesichts großer und schwerer Bauteile nicht nur eine körperliche Herausforderung, auch die Technik entwickelt sich stetig weiter und verlangt neue und auch digitale Kompetenzen.
Für Schulleiter Andreas Hölzchen ist das Projekt AchsAR ein weiterer Baustein seines Masterplans „digitale Lernszenarien an der Holzmindener BBS“: „Bislang fehlte uns für die Ausbildung von Kfz- Mechatronikern mit dem Schwerpunkt Nutzfahrzeuge eine eigene Nutzfahrzeugwerkstatt zu Übungszwecken. Die neuen digitalen Lernszenarien bringen uns einen großen Schritt nach vorne, Auszubildenden in Holzminden nicht nur den heutigen Stand der Technik, sondern auch den von morgen vermitteln zu können“.
Das zwei Jahre laufende Projekt wird als innovatives Bildungsprojekt der beruflichen Erstausbildung bezuschusst aus Mitteln der Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und ist Teil des Südniedersachsenplans.
Foto: HAWK