Holzminden (my). Lange Nächte, ausgefüllte Tage und endlich wieder eine volle Innenstadt – kommende Woche beginnt das 14. Internationale Straßentheaterfestival in Holzminden. Die Organisatoren erwarten erneut rund 40.000 Besucher. Was bedeutet es aber, ein solches Festival auf die Beine zu stellen? Unsere freie Autorin Melike Yasaroglu hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen und sich mit der Organisatorin, Martina Kästner vom Kulturamt, auf einen Kaffee getroffen.

„Es ist wirklich eine herbe Aufgabe“, sagt sie gleich zu Beginn unseres Gesprächs, herzlich lachend. Seit 1994 betreut sie das Straßentheaterfestival, in enger Zusammenarbeit mit einem Kulturbüro aus Köln. „Eigentlich müssten wir permanent daran arbeiten“, erklärt sie, aber dafür fehlen die Ressourcen. Denn das traditionsreiche Festival auszurichten, ist nur eine ihrer Aufgaben. Die Planungen beginnen rund ein Jahr vorher. Es werden Ausschreibungen gemacht, auf die sich Theatergruppen bewerben können. Wenn das Programm steht, ist zumindest schon mal eine große Hürde genommen.

Martina Kästner muss dafür sorgen, dass alles rund läuft. Sie bringt viele Beteiligte an einen Tisch: Die Freiwillige Feuerwehr Holzminden, die Sanitätsdienste, die Polizei, das Ordnungsamt und den Bauhof der Stadt Holzminden. Das Sicherheitskonzept muss stehen, unzählige Fragen müssen geklärt werden. Welche Theatergruppe spielt an welchem Ort? Wie viel Platz benötigen sie, wie viel Strom oder sogar Wasser? Die Organisatorin erzählt: „Am Anfang denke ich oft ‚Oh Gott, wie soll ich das nur schaffen?‘. Aber wenn man erstmal angefangen hat, ist man so drin, dass es richtig Spaß macht.“

In diesem Jahr bevölkern 18 Theatergruppen über Pfingsten unsere Stadt und verwandeln die Straßen in eine einzige große Bühne. Sie müssen empfangen, untergebracht und verpflegt werden. Dafür melden sich Holzmindener freiwillig als persönliche Betreuer für jede einzelne Theatergruppe. Sie helfen den Künstlern, sich in der Stadt zu orientieren und sind da, falls es Probleme geben sollte. Und auch der Administrator der Facebook-Seite ist ein freiwilliger Helfer.

Für die Planung und Durchführung des Straßentheaterfestivals stehen 350.000 Euro zur Verfügung. „Das ist nicht viel“, kommentiert Martina Kästner. Hinzu kommen die Auflagen des Stadtrats möglichst sparsam zu sein. Sie erzählt, wie sie immer wieder auf die Suche nach Förderern und Sponsoren gehen muss. Knapp 60 Firmen und Vereine haben sie und ihr Team dieses Jahr angeschrieben – zurückgemeldet haben sich immerhin fünfzehn, die bereit waren zu spenden.

Anfang dieses Jahres ist die Debatte um mögliche Eintrittsgelder wieder entfacht. Man sieht Martina Kästner förmlich an, wie genervt sie davon ist. „Wir können die Stadt nicht absperren, wie zum Beispiel beim Lichterfest in Bodenwerder. Der Gedanke des Straßentheaterfestivals ist ein anderer: Nämlich Kultur für alle zugänglich zu machen. Eintritt zu verlangen, wäre tödlich für die Atmosphäre!“

Während wir über Pfingsten viele alte Freunde wiedertreffen und versuchen werden, möglichst viele Theatergruppen zu sehen, gestalten sich die Tage des Orga-Teams ganz anders. Das Handy von Martina Kästner klingelt ständig. Außerdem kommen alle Betreuer und Verantwortlichen täglich um die Mittagszeit zu einer aktuellen Lagebesprechung zusammen. Viel Zeit zum Genießen bleibt da nicht – dennoch ist es ihre Leidenschaft, denn „wir bringen die große Welt nach Holzminden!“

Das 14. Internationale Straßentheaterfestival in Holzminden findet über Pfingsten, vom 2. bis 4. Juni, statt. Das Programm gibt es hier und auf der Facebook-Seite. Die nächste Folge unserer Reihe „Auf einen Kaffee mit…“ erscheint am Sonntag, 11. Juni 2017. Ihre Vorschläge können Sie uns gerne mailen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Foto: my